Kfz-Mechatroniker aus Russland zu Besuch in Neustadt/Aisch
Im Rahmen eines gemeinsamen Projektes zwischen dem Fachbereich Kfz-Mechatronik der Staatlichen Berufsschule Neustadt/Aisch und dem Uraler College für Technologie und Unternehmertum Jekaterinburg arbeiteten Kfz-Mechatroniker-Auszubildende des zweiten Ausbildungsjahres der Neustädter Berufsschule gemeinsam mit zehn russischen Schülern in den Fachräumen der Berufsschule vom 21.04. bis zum 02.05.2018 zusammen.
Erster Bürgermeister der Stadt Neustadt Klaus Meier (r.) hieß die russische Delegation und die Neustädter Schulleitung bei einem Empfang im Sitzungssaal des Neustädter Rathauses willkom-men.
Auch der stellvertretende Landrat Bernd Schnizlein begrüßte diese Schulpartnerschaft. Die Idee dazu hatte eine Delegation des Bayerischen Wirtschaftsministeriums von einem Besuch in der russischen Millionenmetropole Jekaterinburg mitgebracht. Vom dortigen Direktor des College für Technologie und Unternehmertum Jekaterinburg, Herrn Nikolay Doronin, wurde dieses Austauschprojekt im Fachbereich Kfz-Mechatronik dann angefragt. Die Berufsschule Neustadt/Aisch griff in der Folge die Anregung des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus auf und setzte sich mit dem Uraler College in Verbindung.
Als Vorgabe für den Jugendaustausch legte man fest, dass zehn deutsche Auszubildende und zehn russische Schüler aus dem Fachbereich Kfz-Mechatronik gemeinsam – sowohl in Neustadt als auch in Jekaterinburg – Kfz-berufstypische Aufgabenstellungen lösen, um Schulungsstände für den Kfz-spezifischen Praxisunterricht zu erhalten. Die Projektarbeiten sollen dabei die Lehrplan- und Ausbildungsvorgaben aufgreifen, festigen und auch die fachlichen Inhalte weiter vertiefen.
An fünf Stationen beschäftigten sich die russischen Schüler und die Auszubildenden an der Neustädter Berufsschule mit breit gefächerten Aufgabenstellungen. Zu diesen gehörten u.a. Diagnose und Instandsetzungsaufgaben aus der Motormechanik und dem Motormanagement sowie die Montage und Inbetriebnahme eines Funktionsmodells „Elektrohydraulisches Cabrioverdeck“. Zusammengearbeitet wurde in fünf- bis sechsköpfigen deutsch-russischen Teams. Es zeigte sich dabei, dass ein Schüleraustausch auch ohne eine gemeinsame Sprache prima funktionieren kann. Mit dem Google-Übersetzer und der Unterstützung durch Dolmetscher behalfen sich die deutschen und russischen Kfz-Auszubildenden bei der Arbeit am gemeinsamen Projekt.
Die gemischten Schülergruppen arbeiteten sehr engagiert und zielstrebig unter Anleitung der beiden Neustädter Berufsschullehrer Klaus Schmidt und Raik Hildebrandt. In einem Videotagebuch wurde das Projekt genau dokumentiert. Bei der Abschlusspräsentation der einzelnen Gruppen wurde die Projektarbeit nochmals reflektiert.
„Die russischen Schüler stehen den deutschen in nichts nach“, lautete das Fazit von Fachlehrer Klaus Schmidt. Die Arbeit mit hochtechnischen Diagnosegeräten gefiel den ausländischen Gästen; schnell machten sie sich damit vertraut. „In ihrer Heimat arbeiten sie teilweise mit etwas anderen Mitteln, die ebenfalls zu guten Resultaten führen“, betonte Fachlehrer Raik Hildebrandt. Davon konnte er sich gemeinsam mit seinem Kollegen Klaus Schmidt sowie dem stellv. Schulleiter Michael Görs bei einem Besuch am Uraler College in Jekaterinburg im März dieses Jahres bereits ein Bild machen.
Das Uraler College für Technologie und Unternehmertum in Jekaterinburg ist nach deutscher Definition eine Berufsfachschule mit 1200 Schülern, die die Schülerinnen und Schüler in drei- oder vierjähriger Vollzeitausbildung zu einem beruflichen Abschluss führt. Am College werden die Fachrichtungen Bau-, Holz-, Metall-, Sanitär-, Karosserie- und Kfz-Technik beschult. Zudem gibt es die Ausbildungsrichtung Design und Architektur.
Team- und Kommunikationsfähigkeit, Eigenverantwortung, Sozial- und Problemlösungskompetenz waren beim deutsch-russischen Austausch besonders gefragt. Diese Talente zeigten die angehenden Neustädter Kfz-Mechatroniker in ebenso großem Maße, wie die Gäste des Uraler College für Technologie und Unternehmertum aus Jekaterinburg.
Unterstützt wurde diese Phase des Schüleraustauschprojekts von der Eberhard-Schöck-Stiftung in Baden-Baden, die es auch ermöglichte, dass die zehn russischen Berufsschüler die Arbeitsweise der Azubis in Neustadt kennenlernen konnten. Darüber hinaus unterstützen sowohl die Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch aus Hamburg als auch der Bayerische Jugendring dieses Projekt.
Berufsschulleiterin Bettina Scheckel würdigte übereinstimmend mit der Projektleiterin Kristin Bischoff von der Eberhard-Schöck-Stiftung die "hervorragende Zusammenarbeit" auf praktischer und menschlicher Ebene. Auch der stellv. Schulleiter Michael Görs, der sich dem bürokratischen Teil der Förderung mit großem Engagement widmete, freute sich über die positive Zwischenbilanz der aktuellen Projektphase. Von Seiten beider Schulen wurde die Hoffnung geäußert, dass das Austauschprojekt im Kfz-Bereich langfristig bestehen bleiben möge.
Neben den gemeinsamen fachlichen Projektinhalten gab es für die russischen Gäste, die im Neustädter Schüler-Wohnheim untergebracht waren, auch ein Informations- und Kulturprogramm. So standen Werksführungen in Landshut und Dingolfing sowie ein Besuch der Kfz-Innung in Nürnberg und an den Wochenenden Ausflüge nach Würzburg, Rothenburg o.d.T. und in das Freilandmuseum Bad Windsheim auf dem Programm. Die russische Delegation würdigte abschließend das sehr große Engagement bei der Gestaltung des technischen wie auch des kulturellen Programmes und das Bemühen der Lehrkräfte, bei den Projektarbeiten viel Wissen zu vermitteln.
Das partnerschaftliche Miteinander mit den deutschen Berufskollegen aus dem Fachbereich Kfz-Mechatronik nehmen die Auszubildenden als bleibende Eindrücke mit nach Hause in den Ural.
Im Herbst darf dann eine Gruppe aus Neustadt den rund 4000 Kilometer langen Flug in die Millio-nenmetropole Jekaterinburg antreten. Begleiten wird die Neustädter Mechatronik-Azubis neben den Lehrkräften die Schulleiterin Bettina Scheckel.
S. Holzmann, StD
B. Scheckel, OStDin