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BVJ „Neustart“, gefördert aus dem ESF

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Der Weg ins Berufsleben ist steinig

Abdusalam und Ramazan packen es an -

Junge Flüchtlinge auf dem Weg in Ausbildung und Arbeit

 

 

 

Beim Zusägen des Schlüsselanhängers in der Metallwerkstatt legt Fachlehrer Willibald Meyer großen Wert auf den richtigen Stand und einen ergonomischen Bewegungsablauf. So vermeiden Ramazan (hinten im Bild) und Abdusalam (vorne) Fehlbelastungen und vorzeitige Ermüdung.

 

 

 

 

 

 

Von der ersten praktischen Tätigkeit an werden die jugendlichen Flüchtlinge auf sauberes und exaktes Ausführen der Arbeitsschritte geschult. Hans- Martin Henninger, Fachoberlehrer in der Zimmererabteilung, überprüft den Gipskartonzuschnitt von Mohamed. „Passt genau!“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ali achtet auf die Sicherheitsvorschriften an der Formatkreissäge. Unfallschutzmaßnahmen haben an der Berufsschule NEA einen hohen Stellenwert.

 

 

 

 

 

 

 

Seit drei Monaten lernen die beiden minderjährigen Flüchtlinge aus Eritrea und Afghanistan mühsam erste Wörter und einfache Sätze. Die Schule ist schwerer als gedacht. Manchmal verstehen sie nur wenig von dem, was der Lehrer sagt. Aber Abdusalam und Ramazan geben nicht auf. Sie arbeiten sich heran an die deutsche Sprache und das Leben in Deutschland. Nach dem Unterricht und an den Wochenenden üben sie gemeinsam in der Gruppenunterkunft, ihrem neuen Zuhause.

Nun (seit November) läuft die praktische Phase der Berufsvorbereitung für über achtzig minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge an der Berufsschule Neustadt/Aisch – Bad Windsheim. Die berufsschulpflichtigen Asylbewerber, die noch nicht wissen, welchen Beruf sie ergreifen möchten, können sich in verschiedenen gewerblichen, kaufmännischen und hauswirtschaftlichen Berufsfeldern ausprobieren. Die Fachlehrkräfte in den Werkstätten machen mit Unterrichtsprojekten die jungen Flüchtlinge fit für die Arbeitswelt. Dabei steht die Förderung von Fertigkeiten in der Bearbeitung von Werkstoffen im Vordergrund. Besonders motiviert die Jugendlichen, dass sie ihre selbst hergestellten Produkte, Schlüsselanhänger und Hocker, am Ende der Praxisphase mit nach Hause nehmen dürfen. Für die Materialien hat der Förderverein der Berufsschule dankenswerter Weise finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt.

 

Technik, die begeistert

Im Metallbereich steht die Begeisterung für Technik allgemein im Vordergrund. Es wird fachlich guter und praxisbezogener Unterricht in der Steuerungstechnik (Torantrieb), der spanenden Fertigung und Blechbearbeitung (Schlüsselanhänger) vermittelt, der aufgrund der Einhaltung der Sicherheitsrichtlinien und einem Raum-Not-Aus-Konzept in wohl einer der wenigen in Bayern für ein derartiges Schülerklientel vorhandenen und zugelassenen Berufsschulwerkstätten erteilt wird.

 

 

Solides Möbelstück

Im zweiten Block, bei der Produktion eines kleinen Hockers durchlaufen die BAF-Schüler alle drei Baubereiche – Maurer, Trockenbauer und Zimmerer. Das Grundgestell für einen kleinen Hocker wird aus Kanthölzern zugeschnitten, verschraubt und mit Gipskartonplatten verkleidet. Anschließend wird die Oberfläche der GKP gespachtelt, geschliffen und zur weiteren Bearbeitung fertiggestellt. Die Seiten des Hockers gestalten die Praktikanten mit Farbe. Abdeckung und Füße werden abschließend montiert. Dabei lernen die Jugendlichen den Umgang mit typischem Werkzeug und Maschinen unter Einhaltung der Unfallverhütungsvorschriften.

 

 

 

Integration geht durch den Magen

Im dritten Modul geht es nach Scheinfeld in die Gastroküche des bsz-[scheinfeld]. Dort bereiten die Flüchtlinge, nachdem sie die Zutaten vor Ort eingekauft haben, äußerst wohlschmeckende Speisen und Snacks aus ihren Ländern und Kulturkreisen zu.

 

 

 

 

Praxisteil Wirtschaft oder: Wie gehe ich am besten mit meinem Geld um?

Im Praxisteil Wirtschaft der BIJ/V-Klassen lernen die Schüler die Grundlagen des wirtschaftlichen Lebens kennen. „Wirtschaften“ wird in Wirtschaftslexika als planmäßige und effiziente Verwendung knapper Ressourcen beschrieben – oder eben einfacher gesagt:

Wie gehe ich mit meinem Geld um?

Im ersten Abschnitt unterscheiden die Schüler die verschiedenen Wirtschaftssektoren und erkennen die Unterschiede sowie deren Bedeutung in ihren jeweiligen Herkunftsländern und in Deutschland.

Die Basis des wirtschaftlichen Handelns stellen Verträge zwischen verschiedenen Parteien dar, weshalb die Schüler zudem die Grundlagen des deutschen Vertragsrechts kennenlernen.

Abschließendes Ziel des Praxisteils Wirtschaft ist jedoch, die Schüler auf ein selbstständiges Leben nach der schulischen Ausbildung vorzubereiten. So denken die Schüler nach, wofür man Geld braucht, wenn man ohne Unterstützung lebt. In diesem Zusammenhang erstellen die Schüler einen Speiseplan für eine Woche, leiten daraus eine Einkaufsliste ab und vergleichen auf der abschließenden Exkursion die Preise im örtlichen Supermarkt und Discounter.

Am Ende steht bei vielen die Erkenntnis, dass man in Deutschland zwar viel verdienen kann, dass das Leben aber auch sehr teuer ist.

 

In allen Bereichen:

Zusätzlich werden an der Tafel bzw. Pinnwand Fachbegriffe immer wieder durch Zuordnen von Begriffen zu Bildern erlernt. Kurze Sätze werden gebildet. Sprachbarrieren werden überwunden durch Aufarbeitung der einzelnen Arbeitsschritte an Modellen und Bildern. Die Schüler erhalten so eine praxisnahe Berufsorientierung. Individuelle Talente werden entdeckt und trainiert. Durch die Projektarbeit können sich die Teilnehmer bereits mit dem Handwerk identifizieren. Einige zeigten großes Interesse und teilweise entsprechende Fertigkeiten für eine metalltechnische Ausbildung.

Ramazan grinst: „Ich will Maurer werden. Draußen sein, mit den Händen arbeiten.“ Die Fachlehrer schätzen es, dass die Jungs zupacken und nicht herumstehen, sondern schauen, wo man helfen kann. Motivierte Auszubildende zu finden, ist für viele Betriebe gerade im Bauhandwerk schwierig geworden.

In den Berufsintegrationsjahren schlägt man gleich drei Fliegen mit einer Klappe: Man kann Deutsch lernen, sich auf einen Beruf vorbereiten und beim Berufsschulbesuch den Hauptschulabschluss erwerben. So bekommen Ramazan und auch die anderen unbegleiteten Flüchtlinge sicher eine realistische Chance auf eine Ausbildungs- oder Arbeitsstelle im Landkreis.

„Die beteiligten Lehrkräfte der beruflichen Schulen im Landkreis leisten hier eine großartige Arbeit und einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Integration der jungen Migranten", so Schulleiterin OStDin Bettina Scheckel.