„Der Landtag sind wir!"
Schüler der Berufsschule glänzen in der Rolle von Abgeordneten
Einmal selbst Gesetzgeber sein und mitmischen in der Politik. Beim Planspiel des Bayerischen Landtags konnten das zwei Berufsintegrationsklassen gemeinsam mit Auszubildenden im Schreinerhandwerk und Industriemechanikern ausprobieren.
Nach einer kurzen Einweisung in die Methode Planspiel fanden sie sich in der Rolle von Landtagsabgeordneten wieder und mit einem Gesetzentwurf konfrontiert:
Wie kann die Integration in Bayern verbessert werden? Angesichts der Flüchtlingszahlen auch in unserer Region kein unwichtiges Thema. Schnell fanden sich die „Parlamentarier" zur ersten Fraktionssitzung zusammen. Hinter verschlossenen Türen wurde bei CSU, SPD, Freien Wählern und Grünen die eigene Position und Strategie diskutiert und festgelegt.
Die Fraktionen von Bündnis 90- Die Grünen und Freie Wähler (hinten) diskutierten die Gesetzesinitiative der SPD Fraktion.
Hilfestellung gab es, wenn nötig, durch die Teamer des C.A.P. (Centrum für angewandte Politikforschung, München), welches die Planspielreihe im Auftrag des Bayerischen Landtags entwickelt und durchführt. CAP Teamer : Reinhild Jetter, Konstantin Leimig, Viola Frick, Veronika Brandl, Damian Groten, Malou Duinkerken.
Innerlich geschlossen marschierten die vier Fraktionen dann in ihre erste Plenarsitzung, wo der Alterspräsident die konstituierende Sitzung eröffnete. Nahezu einstimmig wurde der Abgeordnete Mohamad Nasseri zum „Landtagspräsidenten" gewählt, der anschließend die frisch ernannten Fraktionsvorsitzenden und die Ausschussleiter vorstellte und zur ersten Lesung des Gesetzentwurfs aufrief.
In den darauf folgenden Ausschusssitzungen diskutierten die Abgeordneten dann engagiert , konzentriert und emotional ihre unterschiedlichen Vorstellungen zum Thema Integration. Nach einer weiteren Fraktionssitzung versammelten sich alle zur zweiten Lesung des Gesetzentwurfs im zum „Plenarsaal" umfunktionierten Aula. Hier glänzten etliche Redetalente mit überzeugenden Argumenten, aber auch schmerzhaften Seitenhieben auf den „politischen Gegner.“ Man habe es in diesem Land als Politiker schon schwer, wenn man nicht der CSU angehöre“, meinte der Fraktionssprecher der SPD und beklagte, dass nicht in die Zukunft des Landes, sondern nur auf den aktuellen Finanzplan geschaut werde. Die Grünen beschworen noch einmal die Integration als wichtige, zentrale Aufgabe und die Freien Wähler beklagten, dass das Integrationsgesetz zu wenig Verbesserungen bringe.
Die CSU schließlich resümierte, es sei wieder einmal gelungen, die Opposition von ihren Wolken auf den Boden der Wirklichkeit zu bringen. Ihr durchgesetzter Gesetzentwurf sei am Ende ein guter Tag für Partei und Land.
Unsere "echten" Abgeordneten Hans Herold, Markus Ganserer, Gabi Schmidt und Harry Scheuenstuhl aus dem Wahlkreises und Schulleiterin Bettina Scheckel verfolgen gespannt die Debatte mit recht unterschiedlichen Vorstellungen zum Thema Integration in der zum "Landtag" umfunktionierten Berufsschulaula.
Diese Erfahrung der Schüler konnten auch die vier „echten" Abgeordneten des Bayerischen Landtags, Markus Ganserer von Bündnis 90/Die Grünen, Gabi Schmidt von den Freien Wählern, Hans Herold (CSU) und Harry Scheuenstuhl von der SPD, bestätigen. Sie waren der Einladung an alle Landtagsabgeordneten des Stimmkreises gefolgt und stellten sich, im Anschluss an das Planspiel den vielen Fragen und Anregungen der „Nachwuchsparlamentarier" aus der Berufsschule Neustadt.
Ein rundum gelungenes Experiment parlamentarische Demokratie zu vermitteln, das den Jugendlichen ganz offensichtlich eben so viel Spaß gemacht hat wie den beteiligten Lehrkräften. Schülerorientierter und lebensnaher kann Sozialkundeunterricht nicht sein!