Deutsch-russisches Austauschprojekt im KFZ-Bereich – Teil 2
Kfz-Mechatroniker der Berufsschule Neustadt a. d. Aisch zu Besuch in Jekaterinburg
Nachdem wir Ende April/Anfang Mai 2018 Schüler und Lehrer aus dem Ural bei uns zu Gast hatten, ging das deutsch-russische Austauschprojekt nun in die letzte Phase – die Staatliche Berufsschule Neustadt a. d. Aisch besuchte vom 17. bis 27.10.2018 das Uraler College für Technologie und Unternehmertum Jekaterinburg.
Neun Auszubildende und fünf Lehrkräfte erwartete eine 10-tägige Reise in das über 3900 km entfernt gelegene Jekaterinburg am Ural in Russland.
Dort angekommen, wurden wir bereits am Flughafen freundlich von unseren russischen Partnern empfangen. Auf dem Weg ins Wohnheim, welches sich praktischerweise direkt neben dem College befand, verschaffte sich die Gruppe einen ersten Eindruck vom nächtlichen Stadtbild Jekaterinburgs, das nach der Zarin Katharina der Großen benannt wurde.
Collegeleiter Nicolai Doronin lud im Gruppenraum des Wohnheims zu einem üppigen Mitternachtssnack ein, der für eine gute Einstimmung sorgte und die vier Stunden Zeitverschiebung vergessen ließ.
Bereits der nächste Tag hielt ein spannendes Programm für die Austauschgruppe bereit. Nach der offiziellen Begrüßung in der Schule, im Beisein eines Vertreters des Ministeriums, wurden wir durch das College geführt und erhielten Einblicke in die unterschiedlichen Ausbildungsberufe. Besondere Aufmerksamkeit und Bewunderung konnten wir den kreativen Designern schenken. Sowohl die Illustration eines Buches als auch die Erstellung von architektonischen Modellen waren sehr beeindruckend.
Aber auch die technisch gut ausgestatteten Werkstätten, wie z. B. die der Schreiner, Heizungsinstallateure, Fliesenleger, Maler und natürlich der Kfz-Mechatroniker, weckten unser Interesse.
Nach dem Mittagessen wurden wir zu einer Stadtrundfahrt eingeladen. Neben den Denkmälern und Kunstwerken des älteren Stadtteils von Jekaterinburg und dem Stausee sahen wir das Haus Sevastyano, in dem Herr Putin seine Staatsgäste wie z. B. Ex-Kanzler Schröder oder auch Frau Merkel empfangen hat.
Als Geburtsstadt des ehemaligen russischen Präsidenten Boris Jelzins hat Jekaterinburg ihm zu Ehren ein Museum gestiftet. Die perforierte Fassade, der von einer gläsernen Kuppel überdachte Innenraum und die interaktive Ausstellung waren sehr beindruckend.
Das Stadtbild Jekaterinburgs ist geprägt von Gebäuden verschiedenster Baustile: von riesigen, verspiegelten Glastürmen über Plattenbauten aus verschiedensten Jahrzehnten, bis hin zu den kleinen ursprünglichen Holzhäusern, die allerdings mehr und mehr aus der Stadtsilhouette verschwinden.
Die Abendgestaltung war dann gänzlich der zwischenmenschlichen Ebene gewidmet. Die Betreuer des Wohnheims arrangierten mit den Schülern und Auszubildenden Kennenlernspiele. In aufgelockerter Atmosphäre wurde herzlich gelacht, gut gegessen und Sprachbarrieren dank Google-Übersetzer überwunden.
Am darauffolgenden Tag nahmen die Schüler vormittags ihre Projektarbeit auf. Die deutsch-russischen Schülerteams wurden in sechs Gruppen eingeteilt und haben im Laufe ihres Aufenthaltes folgende Aufgaben gelöst:
1. Montage des Standes „Der funktionierende Motor VAZ-21126“ (Lada Granta)
2. Arbeit an einem Motor VAZ-21126 -> Zerlegen des Motors, Defekte bestimmen, Motor wieder zusammenbauen
3. Arbeit am Getriebe VAZ-2170 -> Zerlegen des Getriebes, Defekte bestimmen, Getriebe wieder zusammenbauen
4. Fahrwerksvermessung mit einem 3D-Achsmessstand (Technowektor)
5. Diagnostik des Autos „Lada Granta“ mit Reinigung und Kontrolle der Düsen, Programmieren der elektronischen Steuereinheit vom Motor
6. Reifeninstandsetzung mit "Tech-Russia-System"
Ziel war der Aufbau eines funktionsfähigen Schulungsmotors. Besonderes Augenmerk lag dabei auf den Diagnosemöglichkeiten im Motormanagementsystem sowie der Abgasnachbehandlung. Die Aufgaben wurden von den deutsch-russischen Schülerteams hervorragend gemeistert.
Auch das weitere Programm der übrigen Tage war technisch wie auch kulturell von unseren russischen Partnern interessant gestaltet. Hierzu zählten Besuche wie im sehenswerten Militärhistorischen Museum, Wyssozki-Tower, Kosakendorf und „Kathedrale auf dem Blut“, die zum Gedenken an die letzte Zarenfamilie, den Romanovs, errichtet wurde. Ein Highlight war unter anderem der Besuch im Rathaus, bei dem uns eine Vertreterin der russischen Handelskammer empfing.
Ziel eines solchen Programmes ist es, junge Menschen aus Ost und West hinsichtlich Beruf und Kultur zusammen zu bringen. Sprachliche sowie auch kulturelle Barrieren wurden erfolgreich überwunden. Durch gemeinsames Arbeiten, gegenseitiges Kennenlernen und diverse Aktivitäten konnten sich unsere russischen wie auch deutschen Jugendlichen selbst ein Bild von dem jeweiligen Gastland machen.
Das Projekt war von Anfang an von großer gegenseitiger Sympathie getragen. Entsprechend schwer fiel der Abschied. Mit tollen Erinnerungen im Gepäck reisten wir zurück in die Heimat und sind dankbar, diese besondere Erfahrung erlebt haben zu dürfen.
An dieser Stelle möchten wir uns bei den russischen Betreuern und Übersetzern bedanken, die nebst der hervorragenden Projektumsetzung für die kulturelle sowie kulinarische Abrundung dieses Austausches gesorgt haben.
Ein besonderer Dank für die erfolgreiche Zusammenarbeit gilt ebenso allen Partnern, Unterstützern, Förderern und vor allem der Eberhard-Schöck-Stiftung, der Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch (Hamburg), dem Bayerischen Jugendring (München), dem Autohaus Gurrath und dem Förderverein der Berufsschule Neustadt a. d. Aisch, ohne deren finanzielle Mittel das Projekt nicht realisierbar gewesen wäre.