BIK

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Staatliche Berufsschule NEA

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Lernort Landratsamt

Schüler der Berufsintegrationsklassen informierten sich über die Aufgaben des Landkreises und des Landratsamts am Buchberg.
Die noch minderjährigen Schüler besuchen die zweite Jahrgangsstufe der Berufsintegrationsklasse der Staatlichen Berufsschule in Neustadt/Aisch. Dort bereiten sie sich durch intensiven Deutsch- und Mathematikunterricht und Praktika in Handwerks- und Industrie- und Dienstleistungsbetrieben gezielt auf eine Ausbildung vor. Ziel des Unterrichtsprojektes aus der Sozialkunde der Berufsschule ist es, bei den jungen Neubürgern das Interesse für die vielfältigen Aufgaben des Landratsamtes und des Landkreises zu wecken und ihnen den Zugang zu den Behörden zu erleichtern. Das Vorhaben wurde von Landkreisseite bestens unterstützt. Organisatorin Doris Kotzer empfing die Klassen an zwei Vormittagen im Dezember im Sitzungssaal des Kreistages. Begleitet wurden die insgesamt 64 Schüler und zwei Schülerinnen von ihren Lehrern Ludmilla Smyrnova, Siegfried Holzmann und Edgar Hartberger.
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„Es ist schön, zu sehen, dass die Schüler intensiv daran arbeiten, sich schnell zu integrieren.", betonte Rainer Kahler, Büroleiter des Landrates, bei der Begrüßung der Flüchtlingsklassen in Vertretung von Landrat Helmut Weiß. „Alle Bürger, egal welcher Herkunft, sind Bürger dieses Landkreises“.
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Frau Kotzer gab den Jugendlichen anschließend einen kurzen Überblick über den Landkreis und seine Verwaltung. Von der Technik im Sitzungssaal des Kreistages waren die jungen Männer und Frauen besonders angetan. Danach führte sie die Jugendlichen in zwei Gruppen durch die Abteilungen. Besonders relevant für unbegleitete Flüchtlinge waren Ausländeramt, Jobcenter, Sozial- und Jugendamt. Aber auch KFZ-Zulassung, das Archiv sowie der Katastrophenschutz beeindruckten die Besucher. Dauerbrenner ist die Müllsortierung. Welcher Abfall gehört in welche Tonne? Warum gibt es keinen gelben Sack?
Die Mitarbeiterinnen des Landratsamts erklärten an den Anlaufstationen welche wichtigen Aufgaben für die jungen Flüchtlinge erledigt werden. Im Jobcenter wurde gefragt, warum die Formulare so schwer zu verstehen seien. Man regte an, einen kleinen Zettel in einfacher Sprache anzuhängen: Etwa -> Das musst Du machen: Erstens, zweitens...
Vom freundlichen Personal konnte man erfahren, dass man sich auch Gedanken zur Vereinfachung wegen der Sprachprobleme gemacht habe. Die Beschäftigten schreiben jetzt die „To Do´s“ groß und fett. Für besonders schwierige Fälle ist ein arabisch sprechender Mitarbeiter da, der auch mal in der Muttersprache der Flüchtlinge übersetzen kann.

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Fachbereichsleiter aus dem Kreisjugendamt, der Zulassungs- und Führerscheinstelle sowie aus dem Beratungs- und Eingliederungszentrum für Arbeitssuchende hatten sich richtig Zeit für die bunte Schülergruppe der Berufsschule genommen. Die Experten beantworteten in diesem Zusammenhang viele Fragen der wissbegierigen Berufsschüler.


Während die eine Gruppe durchs Amt geführt wurde, beantworteten im kleinen Sitzungssaal die Sachgebietsleiter die Fragen der gut vorbereiteten Jugendlichen aus Syrien, Afghanistan und Eritrea. Frau Gabriele Fritsch kannte die meisten Besucher, da das Jugendamt für die Minderjährigen die Verantwortung trägt. Hier wurden allgemeine Fragen, die alle jungen Flüchtlinge beschäftigen, ausführlich und verständlich beantwortet.
Herr Richard Klein erklärte, welche Änderungen sich ergeben, wenn ein minderjähriger Flüchtling volljährig wird. Er muss nicht aus der Unterkunft ausziehen, aber er kann ausziehen. Für einen Auszug gibt es eine Reihe von Voraussetzungen. Ganz ohne schriftliche Anträge geht es dabei nicht.
Herr Stefan Geuder erläuterte was beachtet werden muss, wenn ein Flüchtling einen Minijob machen will. Wofür Job-Center und wann die Ausländerbehörde zuständig ist. Vor Aufnahme eines Jobs ist immer ein Antrag auf Genehmigung erforderlich. 25% von den 450€ können behalten werden. Neben dem Verdienst ist jedoch die Integration in den Arbeitsmarkt ein wichtiger Vorteil von Minijobs. Nachdem im Landkreis viele Stellen offen sind und mit 2,2 % Arbeitslosigkeit praktisch Vollbeschäftigung herrscht, haben die jungen Flüchtlinge gute Chancen auf Ausbildungs- und Arbeitsplätze.
Ein ungelöstes Problem ist die Wohnungssuche. Viele Vermieter lehnen junge Flüchtlinge ab, obwohl der Jobcenter ortsübliche Mieten garantiert und sicher bezahlt. Hier sind die Heranwachsenden auf ehrenamtliche Helfer angewiesen. Im Landkreis kann man zum Glück auf ein funktionierendes Netzwerk der Caritas zurückgreifen.
Viele Jugendliche wollen auch nach dem 18. Lebensjahr bei ihrer Ausbildung in der Jugendhilfeeinrichtung bleiben. In den Gruppenunterkünften für Erwachsene könne man nicht gut lernen, weil keine Ruhe herrsche. Aber das wird im Einzelfall entschieden, wie selbständig der Jugendliche ist.
Die Vertreter des Jobcenters konnten beruhigen, dass man auch bei weniger gut bezahlten Ausbildungsberufen unterstützt wird und Wohnung und Lebensunterhalt finanziert werden. Es gibt auch Fördermöglichkeiten für einen Staplerschein bei einer Ausbildung als Fachlagerist.
Schwierig wird es bei einer Ausbildungsstelle außerhalb Bayerns. Die Residenzpflicht gilt für Bayern und wird ab Januar auf die Landkreise begrenzt. Damit will man eine Überlastung der Großstädte durch unkontrollierten Zuzug verhindern.
Nachdem die Schüler erst kürzlich beim Planspiel „Landtag sind wir!“ heftige Streitgespräche zwischen den Parteien geführt hatten, zeigten sie sich etwas überrascht, dass im Kreistag das Parteibuch weniger von Bedeutung sei und Beschlüsse oft einstimmig gefasst werden.
Zu Fragen an das Ausländeramt nahmen Herr Fabian Zabel und Frau Jana Hirsch Stellung. Der Nachzug von Eltern oder Geschwistern der minderjährigen Flüchtlinge ist sehr schwierig, aber möglich. Entscheidend ist das Alter bei Antragstellung. Auch kann nur ein Elternteil nachziehen.
Appell an Vermieter: Geben sie jungen Ausländern eine Chance! Der Landkreis garantiert die Miete. Alle Menschen sind gleich!

Die sogenannten BIK-Klassen 2 (Berufsintegrationsklassen im 2. Schuljahr) der Staatlichen Berufsschule Neustadt freuten sich über das einmalige Angebot der Landkreisverwaltung, das Landratsamt und seine Aufgaben vor Ort kennenzulernen. „Das ist eine tolle Art, Unterricht lebendig zu gestalten." Die Lehrkräfte zeigten sich begeistert von dem Konzept und würden im nächsten Schuljahr mit den aufsteigenden Klassen gerne wiederkommen.